Nachdem wir bereits in den Jahren 19/20 am Umwelt€uro-Programm der Gasag teilgenommen haben, dachten wir, es könnte für unsere Projekte auch in diesem Jahr hilfreich sein, das Programm in Anspruch zu nehmen. Daher registrierten wir unser Projekt erneut auf der Website. Doch anstatt einer Fortführung unserer Eintragung im Programm bekamen wir eine lange Auflistung von Fragen, in denen wir unser Anliegen rechtfertigen und bis ins kleinste Detail darlegen sollten. Dies hat uns dazu veranlasst uns das Programm und seine Entscheidungs- und Verwaltungsstrukturen nochmal genau unter die Lupe zu nehmen und die Koordinierende NGO Berlin21, die einen Entscheidungsbeirat aus unterschiedlichen hauptamtlichen NGO-Mitarbeitenden koordiniert, für ihr Engagement zu kritisieren. Hier unsere Antwort, warum wir den Umwelt€uro nicht mehr nutzen wollen:
Hallo Sebastian, lieber Beirat!
Deine/Eure Antwort hat mich derart geärgert, dass ich die Zeit Dir darauf zu antworten nicht etwa in die Beantwortung der Fragen stecken will, sondern Dir eine Kritik an Eurer fragwürdigen Arbeit schreiben möchte:
1. Zunächst zur Gasag:
Wie ihr wisst ist die Gasag größter Gaslieferant und Netzbetreiber in Berlin und hat einen Jahresumsatz von weit über 1 Mrd.€ jährlich. Ganze 50.000€ fließen in den UmweltEuro. Die Verhältnisse sind klar… Almosen und Greenwashing.
Die Gasag gehört GDF, Eon und Vattenfall. Keiner dieser Konzerne ist bisher durch Nachhaltigkeit oder ambitionierte Umweltprogramme aufgefallen.
Wenn ich mir den Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens anschaue, dann fällt mir vor allem eines auf: Das Gas und seine Herkunft, die soziale und ökologische Verantwortung bezüglich der Gasförderung, des Transports und des Verkaufs sind kein Thema. Dabei sind das aus meiner Sicht die wichtigsten Faktoren… seht Ihr das nicht so? Es ist zwar rühmlich, dass die Gasag hier immer wieder Kleinprojekte für mehr Nachhaltigkeit in der Region anstößt, aber was ist in Russland und anderen Herkunftsregionen ihres Gas. Und auch der Strom stammt zu großen Teilen aus bestehenden Greenwashing-Einkäufen. Wassertrom aus Norwegen… das hat nix mit Energiewende zu tun. Das ist nur eine kreative Vermarkungsstrategie.
Zusammenfassend: Ihr arbeitet für ein höchst fragwürdiges Unternehmen, dessen Nachhaltigkeitsstrategie vor allem auf Greenwashing abzielt. Und dies ist genau Eure Aufgabe darin für die Ihr wahrscheinlich auch bezahlt werdet.
2. Wie füllt Ihr Eure Rolle aus:
Ihr habt einen feinen NGO-Beirat gebildet. Eine undemokratische Clique von (wohl meist hauptamtlichen) „Profiteur*innen“ sitzt hier zusammen und entscheidet über ehrenamtliche Aktivist*innen. Höchst fragwürdige Legitimation… aber im Sinne der Gasag.
Ihr belastet die kleinen NGOs über alle Maßen mit Eurem Kontrollgehabe. Ihr wisst genau, dass viele Inis das Geld sinnvoll nutzen können und werden und das sie ihre Energie nicht in Eure Nachfragen stecken wollen sondern lieber in ihre Projekte.
Besonders dreist sind die Fragen nach den Aktivitäten in den Jahren 20/21 – das war das Corona-Jahr und die meisten konnten einfach fast garnix machen… ist doch klar, oder? Woher sollen wir eigentlich wissen, wofür wir „konkret“ das Geld nutzen wollen, wenn wir noch gar nicht wissen wie wenig es eigentlich sein wird.
Dann wollt Ihr auch noch, das wir das Ganze mit schönen Bildern für Euch besser darstellbar machen, damit die Gasag bessere Werbebilder bekommt. Aber hallo, dann sollen sie doch Fotograf*innen vorbeischicken, wenn sie schöne Bilder wollen. Die haben doch die dicken Werbeetats und wollen ihren Putin-Gas-Verkauf schönfärben.
Das Konzept des UmweltEuros ist generell sehr stark auf Werbung für die Gasag ausgelegt, da nur Kleinstbeträge von möglichst vielen Leute auf aufwendige Weise gespendet werden sollen. Die Inis übernehmen dabei den Part der weitgehend kostenfreien Werbung für die Gasag. Das Geld der Gasag ist hier übergut investiert, da der Werbenutzen sicher die 50.000€ übersteigt, die hier eingesetzt werden.
Um Klimaschutz aktiv voranzutreiben unter diesen gesellschaftlichen Bedingungen müsste es aus unserer Sicht eine klare Positionierung auf Seiten der Aktivist@s geben – durch Euch! Was Ihr da gerade macht ist genau das Gegenteil. Ihr agiert auf Seiten und im Dienste der Klimakiller! Bitte überdenkt Eure Position und versucht eine solidarische Position gegenüber Aktivist*innen aufzubauen. Und bitte: Leite dieses Statement auch gern an den Rest des Klüngels weiter.
Wir verzichten natürlich auf den UmweltEuro in Zukunft.
Und natürlich werden wir dieses Statement auch auf unsere Internetpräsenzen veröffentlichen.
Schöne Grüße aus dem Bildungskollektiv des solar e.V.